Auf den ersten Blick scheint er alternativlos zu sein, der Einkauf im Supermarkt. Doch es lohnt sich, dieses Ritual zu hinterfragen.
Mit dem Hinterfragen hat es bei mir vor mehr als 5 Jahren begonnen. Zunächst war es der Geschmack: ob bei Käse, Wurst oder Gemüse – ich war einfach nicht mehr zufrieden. Dann kamen unterschiedliche Informationen in Bezug auf Lebensmittelverschwendung und Müllvermeidung hinzu, die mich zusätzlich nachdenklich stimmten. Als dann noch die Spirale mit den Eigenmarken der Lebensmittel-Konzerne in Schwung kam, war mir klar, dass ich mich nach Alternativen umschauen muss.
Dieses System – Hauptsache Gewinne machen – wollte ich nicht mehr länger unterstützen.
Dem Vollsortiment-System eines Supermarktes entkommt man aber nicht so einfach.
Nicht nur aufgrund familiärer Diskussionen, wurde mir klar, dass ein »Ausstieg« nicht von heute auf morgen erfolgen kann.
Glückliche Umstände haben es mir ab 2017 ermöglicht, dass wir den Bedarf an Gemüse, Getreideprodukten und Ölen von sehr netten Bio-Bäuerinnen und Bauern aus dem Wald- und Weinviertel decken konnten – die Waren werden 1x pro Woche nach Wien geliefert und werden von mir mit dem Fahrrad umweltfreundlich nach Hause gebracht (siehe Foto).
Gleichzeitig habe ich begonnen, viele andere Lebensmittel auf unserem wöchentlichen Bauernmarkt im Bezirk zu beziehen.
Ich wusste auf einmal, wo meine „Lebensmittel“ herkommen und sie verdienen diesen Namen auch – das schmeckt man einfach.
Eine etwas pointierte Bestätigung für meinen eingeschlagenen Weg erfuhr ich durch einen Taxifahrer aus Nordafrika, der meinte: »Ich bin überrascht was ihr da in Europa in den Supermärkten zum Fressen bekommt!«
Die letzte Hürde wurde voriges Jahr durch den Beitritt in eine FoodCoop genommen.
Dort bekommen wir nun auch regelmäßig Milchprodukte und sämtliche Produkte zum Kochen und Backen – alles in Bio-Qualität!
Keine Angst, auch für Hygieneprodukte habe ich eine nachhaltige Alternative gefunden, da gibt es z.B. die »füllbar«.
Somit schaue ich mir die Supermärkte seit November 2021 höchsten noch von außen an – ein wirklich schönes Gefühl.
Ich möchte aber nicht verschweigen, dass ich seit 5 Jahren sehr viel Zeit in die Beschaffung von Lebensmitteln (wöchentliche Planung, Vorbestellungen und rechtzeitiges Abholen zu vorgegebenen Zeiten) investiere.
Natürlich braucht das eine ausgeklügelte Logistik, sodass immer alles da ist.
Andererseits fällt die Spontanität ziemlich weg.
Übrigens fühle ich mich nachträglich für meinen Ausstiegs-Entschluss schon ein wenig bestätigt.
Immerhin hat im Jänner 2022 die damalige Landwirtschaftsministerin folgendes gesagt »Wenn der Handel nicht der Totengräber unserer Bäuerinnen und Bauern sein will, müssen die Konzerne umdenken… .«
Somit komme ich auch schon zu meinem Ausblick – das kann ja noch nicht alles gewesen sein!
Mir ist völlig bewusst, dass mein Weg in dieser Form nicht massentauglich sein dürfte. Genau aus diesem Grund möchte ich mit meiner Erfahrung der letzten 5 Jahre mithelfen, dass morgenrot vielen Menschen eine echte Alternative zum Supermarkt bietet.
Also »Umstieg« statt »Ausstieg«
Zu guter Letzt noch der Wunsch ans Christkind:
Mögen sich auch in anderen Bereichen, insbesondere auch bei Gewand, echte Umstiegs-Möglichkeiten auftun!