Gründungsteam
Wir sind Martin, Maria und Harald, die Gründer:innen der Genossenschaft morgenrot.
Martin Gerstl
Ich war über 15 Jahre Teil des »klassischen« Lebensmittelsystems bei einem der großen Lebensmittelhändler in Österreich und Europa. Ich durfte in dieser Zeit viel Sehen und viel Lernen. Und von Jahr zu Jahr ist mir unwohler dabei geworden. Ohne zu wissen, wie ich etwas ändern kann.
Durch die Geburt meiner ersten Nichte war für mich dann klar, dass ich das bestehende System, dass den Planeten zerstört, nicht mehr mittragen kann und mich auf die Suche nach Lösungen machen muss.
Diese Lösungen habe ich nach und nach auch gefunden. Die regenerative Landwirtschaft, intelligente, echte Logistiknetzwerke, regional und genossenschaftlich organisierte »Supermärkte« wie beispielsweise Hansalim in Südkorea.
Und dabei ist mir eines klar geworden: Es gibt viele Ansätze, die Art der Landwirtschaft und das »restliche« Lebensmittelsystem zu ändern. Fast alle diese Ansätze sind aber nur punktuell. Und werden so durch das bestehende System assimiliert. Oder sind Nischenansätze, die zwar superwichtig sind, aber zu viel von den Menschen verlangen, um jemals massentauglich zu sein.
Deswegen sind alle Ansätze, die ich unterstütze und voranbringe, immer im Gesamtsystem gedacht. Nur dann besteht eine echte Chance auf eine Änderung im großen Stil.
Deswegen beginnen wir auch nicht auf Seiten der Landwirtschaft, sondern bei uns, den Kund:innen. So erwirtschaften wir Umsatz und Überschüsse und investieren diese dann, um alle Stufen zu ändern, bevor die Produkte bei den Endkund:inen ankommen.
Das Gesamtsystem zu ändern wird nicht leicht. Ist aber möglich. Um das zu erreichen benötigt es eine Begegnung auf Augenhöhe. Faire Preise und Vertrauen. Eine echte Alternative für Kund:innen. Und die Möglichkeit für uns alle, aktiv zu werden. Aktiv gegen die Klimakrise. Durch die Mitgliedschaft und dein Einkauf bei morgenrot.
Was mir vorschwebt? Natürlich klein beginnen und die Teile des Systems zusammenbringen. Aber da schon den Samen säen, dass dieses System groß werden kann. Aber nicht wie die Konzerne heute. Sondern anders. Viele kleine Zellen, die das gleiche Ziel vereint und die die gleichen Überzeugungen haben. Die aber regional wachsen. Viele kleine statt einem großen. Wo die Kund:innen die Produzent:innen noch kennen. Und Vertrauen wichtiger ist als Labels oder Zertifikate.
Blog-Beitrag >Warum ich heute nicht mehr im Konzern bin
Maria Kaufmann
Ich komme aus einer großen Familie im Waldviertel. Der Umgang mit und die Liebe zu frischen echten Lebensmitteln wurde uns in die Wiege gelegt. Schon als Kinder halfen wir mit, saisonales Gemüse vom Acker und Obst aus dem Garten zu ernten und zu konservieren. Auch unsere Hausschweine wurden 2x im Jahr geschlachtet und am Hof verarbeitet – »from farm to table«, »from nose to tail«.
So bin ich aufgewachsen und dann nach Wien weitergezogen– zum Studium, zum Arbeiten – und hatte mich da zu versorgen: Kulturschock! Und so nimmt man am Wochenende alles mit, was in die Reisetasche passt. Später erkundet man die Bauern-Märkte und schaut, wo es ordentliches Essen zu kaufen gibt. Sich in der Stadt mit den guten Sachen vom Land zu versorgen, das wird zum echten Lebensthema.
Ich bin Kunsthistorikerin und seit vielen Jahren Buchhändlerin. Zuletzt hatte ich gemeinsam mit meiner Schwester Petra eine Markt-Greißlerei am Vogl-Markt im 18. Bezirk, den Kaufmannsladen. Das Wissen aus der Buchbranche hat das Arbeiten mit frischen gesunden Lebensmitteln wunderbar ergänzt. Außerdem mag ich Geschichten aus dem Leben und das persönliche Gespräch. Im Kaufmannsladen konnten wir der Anonymität der Stadt etwas entgegensetzen und genau das steht für mich am Beginn eines nachhaltig ausgerichteten Lebensstils.
Miteinander reden, miteinander ins Tun kommen. »Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele.« Das begeisterte mich sofort, als ich von der Idee zu unserer Genossenschaft aus Produzent:innen und Kund:innen erfahren habe. Dass ich als Kund:in und gleichzeitig Eigentümer:in die Möglichkeit habe, auf den Erfolg des eignen Lebensmittelladens meines Vertrauens Einfluss zu nehmen. Dass ich weiß, wo und wie meine Nahrung wächst. Und welche Menschen hinter ihren Produkten stehen.
Ich freue mich, bei morgenrot mit meinem Wissen aus den unterschiedlichen Bereichen des Einzelhandels aktiv mitzuwirken. Nur durch die Schaffung eines parallelen, gut vernetzten Lebensmittelsystems der Vielen, das eben nicht auf Konkurrenz und Profit basiert, hat jeder von uns die Möglichkeit den Konzernen die rote Karte zu zeigen.
Harald Kaiser
Ein halbes Jahrhundert (also mein ganzes Leben 🙂 begleitet mich sowohl Privat/Sportlich (Fußball, Tennis, Billard, Zehnkampf), als auch Beruflich (Maschinenbau, IT-Projekte, Qualitätsmanagement und Förderwesen) die Abwechslung.
Großgeschrieben war dabei immer die Genauigkeit: Qualität vor Geschwindigkeit
Sehr früh habe ich erkannt, dass sich unser Ressourcenverbrauch auf Dauer nicht aufrecht erhalten lässt. Meine Reaktion darauf war der Umstieg auf das Fahrrad und die Öffis – ganz aktuell bin ich stolzer Besitzer eines Klimatickets.
Speziell im letzten Jahrzehnt konnte ich auf der Ebene der Kooperation beim Ehrenamt viel Erfahrung sammeln. Einige der Stationen waren dabei Tauschkreis, Selbsterntefeld mit Familie, FoodCoop, Solidarische Landwirtschaft.
Dabei durfte ich hautnah erleben und erkennen, dass wir die großen gesellschaftlichen Probleme nur GEMEINSAM lösen werden können.
Aus diesem Grund habe ich 2018 mit einigen MitstreiterInnen den Verein »Fair und Naturangepasst Wirtschaften« (FairNaWi) als Obmann gegründet.
Als weiteren Meilenstein erlebe ich nun die Gründung unserer Genossenschaft morgenrot, wo ich insbesondere gerne die Erkenntnisse des Vereins in Bezug auf ein »Faires Wirtschaften« einbringen werde.
Ich gehe davon aus, dass ich bei morgenrot in den nächsten Jahren an spannenden und abwechslungsreichen Themen arbeiten darf.
Hin zu meiner Vision wird aber auch die Balance zwischen Flexibilität und einem gewissen Maß an Sturheit gefragt sein.
Somit lade ich ALLE ein, denen die Fairness im Heute und auch gegenüber den künftigen Generationen am Herzen liegt, als Genossenschaftsmitglied mit uns einen Schritt des Weges zu gehen.