Bio-Brombeeren und Nüsse vom Stadtgärtner
Die Idee zu morgenrot geistert ja schon einige Zeit in unseren Köpfen herum. Wie wir möglichst einfach regionale, saisonale, regenerative und fair bezahlte Lebensmittel beziehen können. Aus Wien und dem Umland. Nicht komplett anonym, sondern im Austausch zu den Produzentinnen der Lebensmittel.
Vor einiger Zeit bin ich auf den Stadtgärtner gestoßen, der Brombeeren und Nüsse in Wien (und in Umland von Wien) produziert. Den muss ich kennenlernen, dachte ich mir. Und so habe ich mich im Juli, zur Erntezeit der Brombeeren, auf den Weg zur Selbsternte ins Donaufeld gemacht.
Und war total überrascht, weil ich draufgekommen bin, dass ich den Stadtgärtner nämlich schon kenne. Und zwar schon seit meiner Kindheit. Ich bin mit Martin zusammen in die Volksschule und 4 Jahre ins Gymnasium gegangen. Danach haben sich unsere Wege getrennt und wir haben uns aus den Augen verloren. Und das obwohl unsere Eltern bis heute befreundet sind und Kontakt zueinander haben.
Wir waren sofort wieder auf einer Wellenlänge. Und haben dort weiter gemacht, wo wir damals aufgehört haben. Alte Geschichten ausgetauscht, was aus ehemaligen Schulkolleginnen geworden ist und so weiter.
Und wir haben uns ganz viel unterhalten. Darüber, nach welchen Kriterien er seine Produkte herstellt. Über die Probleme dieser Welt, die Pandemie und die Klima- und Biodiversitätskrise. Die erlebt Martin als Produzent ja hautnah mit. Wie er seine Produkte verkauft. Und dass der eigene Verkaufsstand zwar gut funktioniert, aber Direktvermarktung alleine auch immer ein Risiko ist.
Von den Problemen dieser Welt sind wir relativ schnell zu Lösungsansätzen gekommen. Und als ich ihm von morgenrot erzählt habe, war er sofort begeistert.
- Produzentinnen und Kundinnen zusammen?
- Als Genossenschaft?
- Faire Preise? – also signifikant mehr, als er beim Großhandel bekommen würde und etwas weniger als bei der eigenen Direktvermarktung? Aber dafür auch kein Aufwand für die Vermarktung und gleichzeitig eine weitere Absatzmöglichkeit?
- Mehrere Läden in Wien? Und diese „nur“ als Basis und Ausgangspunkt um
- Lebensmittelverarbeitung zu re-regionalisieren und
- regionale Logistiknetzwerke zu schaffen?
- Mittelfristig ganz viele Produkte im Mehrweg anzubieten und so den Verpackungsmüll signifikant reduzieren? Und die Vorstellung, dass das bei regionalen Kreisläufen auch klappen kann, im Gegensatz zu den weltweiten Kreisläufen, die wir heute im Lebensmittelsystem haben?
- Immer wieder Kundenkontakt in den Läden bei diversen Veranstaltungen und Verkostungen? Und so nicht das Gefühl für die Kundinnen und deren Bedürfnisse verlieren, aber gleichzeitig weniger Zeit für die Direktvermarktung aufzuwenden?
- Mit vielen Produzentinnen zusammen den Weg zur regenerativen Landwirtschaft zu gehen? Viele Nährstoffkreisläufe zu schließen. Böden aufzubauen und noch bessere Produkte und größere Vielfalt produzieren?
- Das fehlende Wissen über diese Art von Landwirtschaft zusammen in der Genossenschaft entdecken, weiterentwickeln und umzusetzen?
- Damit als Bauer wieder selbstbestimmt zu sein und gleichzeitig aktiv zu werden gegen Klima- und Biodiversitätskrise?
- Zusammen statt alleine, mit Kundinnen, die verstehen, was man tut und worauf es ankommt?
Von diesem Tag an war Martin unser erster und wichtigster Unterstützer auf Produzentinnen-Seite. Auf seinen Feldern entstanden auch die Fotos für die morgenrot Webseite. Und auf ein paar der Fotos ist er auch zu sehen 😉 Er ist auch unser erster Miteigentümer in der Produzentinnen-Kurie.
Übrigens wird nach und nach auch ein Produzentinnen-Bereich auf der Webseite entstehen, wo wir diese vorstellen. Und immer wieder mal berichten, was sich bei den Produzentinnen so tut.
Und wir sind gerade dabei, uns zu überlegen, wie wir seine Grundstücke und Anbauflächen noch optimaler gestalten können (Ich mache im Moment gerade eine Permakultur Designer Ausbildung). Um noch mehr Vielfalt zu produzieren, noch mehr Nährstoffkreisläufe zu schließen und noch mehr Biodiversität zu fördern. Also genau die Dinge umzusetzen, für die morgenrot Impulsgeber werden soll.
Danke Martin, dass wir uns „wieder kennengelernt“ haben und uns so gut verstehen. Ich bin echt schon sehr gespannt, wo uns unser Weg vielleicht noch zusammen hinführen wird!